20 years AFNET Session beim DGK Kongress

Eine Vortrags-Sitzung im wissenschaftlichen Programm der DGK Jahrestagung mit dem Titel „20 years AFNET“ präsentierte am 14. April sowohl Rückschau auf die Highlights der letzten zwei Jahrzehnte als auch Perspektiven für die zukünftige Forschung. Die fünf Vorträge widmeten sich den Themen: Mechanismen von Vorhofflimmern, Detektion mit Wearables, Auswirkungen der Rhythmusstörung aufs Gehirn, AFNET/EHRA Konsensuskonferenzen und der Nutzen der frühen rhythmuserhaltenden Behandlung.

Alle fünf Vortragenden waren Wissenschaftler:innen aus dem AFNET, nämlich Vorstandsmittglied Prof. Ulrich Schotten, Maastricht, NL, sowie die vier Lenkungsausschussmitglieder Prof. Larissa Fabritz, Hamburg, Prof. Karl Georg Häusler, Würzburg, Prof. Renate Schnabel, Hamburg, und Prof. Lars Eckardt, Münster. Den Vorsitz teilten sich der AFNET Vorstandsvorsitzende Prof. Paulus Kirchhof, Hamburg, und Prof. Stefanie Dimmeler, Frankfurt, Vorstandssprecherin des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK). Um der internationalen Ausrichtung des AFNET Ausdruck zu verleihen, wurden die Vorträge auf Englisch gehalten.

Grundlagenforschung im AFNET

Prof. Schotten gab in seinem Vortrag „Translational research and consortia: From ion channel disorders to atrial cardiomyopathy“ einen Überblick über die basiswissenschaftliche Erforschung der Mechanismen, die dem Vorhofflimmern zugrunde liegen. Die Grundlagenforschung bildete von Anfang an einen der Schwerpunkte im Kompetenznetz Vorhofflimmern. Die Ergebnisse flossen unter anderem auch in die frühen AFNET Studien ANTIPAF – AFNET 2 und Flec-SL – AFNET 1 ein. Im Rahmen seines Rückblicks dankte Prof. Schotten insbesondere Prof. Ursula Ravens für ihr Engagement und ihre Verdienste als frühere Leiterin des AFNET Grundlagenforschungsbereichs.

Schotten DGK

Prof. Ulrich Schotten, Maastricht, NL (Bilder: Leute)

Das AFNET war Teil verschiedener internationaler Forschungskonsortien wie ENAFRA (European-North American Atrial Fibrillation Research Alliance), EUTRAF (European Network for Translational Research in Atrial Fibrillation), CATCH ME (Characterizing Atrial fibrillation by Translating its Causes into Health Modifiers in the Elderly), AFFECT-EU (Digital, risk-based screening for atrial fibrillation in the European community) und aktuell MAESTRIA (Machine Learning Artificial Intelligence Early Detection STroke Atrial Fibrillation). Zu den großen Herausforderungen der basiswissenschaftlichen Erforschung des Vorhofflimmerns zählt die Subklassifizierung unterschiedlicher Typen von Vorhofflimmern.

Screening mit Wearables

Prof. Larissa Fabritz stellte in ihrem Vortrag „Wearables and AF detection in older adults” die 2022 publizierte Screening Studie Smart in OAC – AFNET 9 vor. Diese bot zufällig ausgewählten älteren Menschen ab 65 Jahren ein Smartphone- und Wearable-basiertes Screening auf Herzrhythmusstörungen an und fand dabei Vorhofarrhythmien bei fünf Prozent der 882 Teilnehmer:innen. Die Ergebnisse belegen eine hohe Bereitschaft zur Teilnahme und die Durchführbarkeit für diese Altersgruppe und ermutigen dazu, ein vollständig digitales, auf Alltagselektronik basierendes System für ein Screening auf Vorhofrhythmusstörungen bei älteren Menschen zu nutzen. Dadurch wäre eine frühere Behandlung möglich und Schlaganfälle könnten verhindert werden.

Fabritz DGK

Prof. Larissa Fabritz, Hamburg

Risiko fürs Gehirn

Der Neurologe und Schlaganfallexperte Prof. Häusler referierte über „Brain lesions and AF“. Vorhofflimmern ist ein Risikofaktor für Schlaganfälle und darüber hinaus auch für kognitiven Verfall und Demenz. Die schädlichen Auswirkungen von Vorhofflimmern auf das Gehirn wurden im AFNET in den letzten 20 Jahren in verschiedenen Projekten untersucht, unter anderem im AFNET Register und in Substudien von AXAFA – AFNET 5 (Antikoagulation bei Katheterablationspatient:innen) und AXADIA – AFNET 8 (Antikoagulation bei Patient:innen mit Nierenversagen und Vorhofflimmern) sowie in der Closure-AF-DZHK 16 Studie. Die bisherigen Untersuchungen haben gezeigt: Eine leitlinienkonforme Antikoagulation kann nicht nur Schlaganfälle verhindern, sondern auch einer Demenz vorbeugen. Die Ergebnisse der laufenden Studien NOAH – AFNET 6, OCEAN und MAESTRIA – AFNET 10 werden mit Spannung erwartet.

Häusler DGK

Prof. Karl Georg Häusler, Würzburg

Konsensuskonferenzen

Unter dem Titel „AFNET/EHRA consensus conferences: Past, present, and future” berichtete Prof. Schnabel über die internationalen Konsensuskonferenzen, die das AFNET seit 2007 alle zwei Jahre in Kooperation mit der European Heart Rhythm Association (EHRA) durchführt. Wesentliche Themen, die in den bisherigen Expertenkonferenzen diskutiert wurden, sind beispielsweise die integrierte Versorgung und personalisierte Behandlung von Vorhofflimmern, die Klassifizierung von Vorhofflimmersubtypen, der Einsatz digitaler Techniken sowie die frühe Diagnose und Therapie von Vorhofflimmern. In den Konferenzen werden von den Vorhofflimmerexperten gemeinsam Empfehlungen für die zukünftige Erforschung und Behandlung von Vorhofflimmern erarbeitet und anschließend publiziert. Einige dieser Empfehlungen hielten bereits Einzug in die Behandlungsleitlinien der Fachgesellschaften. In diesem Jahr im September findet die neunte AFNET/EHRA Konsensuskonferenz statt, diesmal in Münster.

Schnabel DGK

Prof. Renate Schnabel, Hamburg

Sinusrhythmus wiederherstellen

Prof. Eckardts Vortrag trug den Titel „Early rhythm control and its mediators: How can it help my patients?” Er stellte eine der zahlreichen Subanalyse der EAST – AFNET 4 Studie vor. Diese Mediatoranalyse identifizierte als wichtigsten Faktor für die Wirksamkeit einer frühen rhythmuserhaltenden Behandlung den Sinusrhythmus. Erfolgreiche rhythmuserhaltende Behandlung mit dokumentiertem Sinusrhythmus nach zwölf Monaten Studienteilnahme vermittelt über 80 Prozent des Studienergebnisses der EAST – AFNET 4 Studie. Auf der Basis dieses Ergebnisses sollten Ärzte bei Patienten mit neu diagnostiziertem Vorhofflimmern und kardiovaskulären Begleiterkrankungen darauf abzielen, den Sinusrhythmus frühzeitig und nachhaltig wiederherzustellen. Weitere Studien sind notwendig, um die Rolle der Ablation gegenüber der medikamentösen antiarrhythmischen Therapie zu klären.

Eckardt DGK

Prof. Lars Eckardt, Münster